9. Oktober 2012


Vor allem aus Dankbarkeit ...

Vom 5. bis zum 6. Oktober fand das Jubiläum zum 15jährigen Bestehen des VEID (Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V.) statt. Auf den Veranstaltungen haben wir sehr viele Menschen kennen gelernt, die uns tief beeindruckt haben. Die meisten Frauen und Männer, die sich für verwaiste Eltern engagieren, haben selbst ein Kind verloren. Die Schicksale, die diese Menschen erlebt haben, sind für uns fast unbegreiflich. Die Kraft, die aus ihnen hervorgeht, ist bemerkenswert.

 

Aus den Grußworten für den Bundesverband sprach vor allem eines: Dankbarkeit. Mütter, Väter, Geschwister und Großeltern sind dankbar für die Hilfe des Verbandes, denn durch diese haben sie ins Leben zurückgefunden, ihre Familien erhalten, Kinder geboren. Ihre Kraft tragen sie weiter, indem sie betroffene Eltern und auch Geschwister in Selbsthilfegruppen unterstützen.

 

Für uns waren diese Tage sehr emotionsreich. Die Geschichten, die uns erzählt wurden, haben uns sehr berührt, wir waren traurig, erstaunt und beeindruckt. Und wir sind dankbar dafür, dass betroffene Eltern uns ihre Erfahrungen erzählen und uns an ihrem Gefühlsleben teilhaben lassen.

”Wie der Mond die Strahlen der Sonne spiegelt, spiegeln Kinder das Licht der Liebe.” (Andreas Tenzer, dt. Philosoph und Pädagoge).


Die elterliche Liebe ist (im Normalfall) bedingungslos für ein Kind da – von Anfang an – schon im Mutterleib. Und wenn ein Kind stirbt, hört die Liebe der Eltern nicht auf, sie wird zur erinnernden Liebe. Eine Liebe, die zu Beginn der Trauer unsagbar viel Schmerz mit sich bringt, die im Laufe der Zeit ein Bestandteil der Eltern wird. So wie das Kind ein leiblicher Teil von ihr war, so ist es nun die Erinnerung. Nicht umsonst sagt man, dass die, die wir lieben, in uns weiterleben. Eine Mutter erzählte uns, dass Freunde sie nicht auf ihr Kind ansprechen wollten, damit sie nicht daran erinnert wird. Sie denkt jeden Tag an ihr Kind und meint, dass das Ziel ihrer Trauerarbeit nicht das Vergessen, sondern das Verwachsen ist. Die Verwundung bleibt auf Lebenszeit, aber ihr wohnt auch ein Anfang inne. Sie sagt: “Vielleicht haben wir, die wir dieses Schicksal erleben mussten, das Leben erst wirklich erkannt.”

Solche Worte machen uns klar, worum es eigentlich geht – um das Leben, um das Leben mit Kindern in erinnernder Liebe und mit den Kindern, die wir bei uns haben. Nichts ist selbstverständlich, und wir sind dankbar, fast demütig, dass es unseren Kindern gut geht und dass wir Zeit mit ihnen haben. Wir sind uns der Fragilität dieses Glückes bewusst.

 

Unseren Lichtpunkt tragen wir für unsere eigenen Kinder, mit denen wir jeden Moment genießen wollen, und aus ehrlicher Anteilnahme mit all den betroffenen Eltern und Großeltern.

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