Alle Jahre wieder ...
Weihnachten ist nicht zu übersehen.
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Kaufhäuser zeigen uns frühzeitig, was wir schenken können. Überall verfolgt uns die Musik der Weihnachtszeit. Gesteigerte Vorfreude auf ein schönes Fest. Weihnachtsmärkte locken mit ganz eigener Geruchsmischung aus Glühwein, Lebkuchen und gebrannten Mandeln. Eltern überraschen ihre Kinder. Das Staunen und Strahlen der Kleinen ist der Dank an die Großen.
Weihnachten, ein Fest der Familie? Ich denke, es geht nicht nur mir so: Weihnachten mit den Kindern war einmal etwas vom Schönsten in der Familie. Die leuchtenden Augen unserer Kinder eines der kostbarsten Geschenke. Und heute? Für Eltern, Geschwister und Großeltern, die ihr Kind oder ihren Bruder, ihre Schwester und Enkelkind verloren haben, ist es oft schwer, weihnachtliche Freude zu empfinden. Es sind für sie mit die schwersten Tage geworden, denen sie schon Wochen zuvor mit Schrecken im Kalender nahen sehen. Tage, von denen man sich schon vorher fragt, wie man sie überstehen soll. Nichts ist mehr, wie es war. Kaum etwas, dass Freude ausmachte, hat noch Gültigkeit und Bestand.
Die Erfahrungen, die Verwaiste Eltern und Geschwister ertragen mussten, bleiben für immer unvergessen. Sie umschließen Schmerz, Einsamkeit, Sehnsucht, Stille, Weinen, Klagen und Schreien, innere Leere und auch so viele ungesagte Worte. Besonders in der Weihnachtszeit gleicht die Trauer einem bodenlosen Abgrund und die Verzweiflung droht Einen aufzufressen. Der Schmerz und die Last der Trauer dringen intensiv in die Seele ein. Zu keiner anderen Zeit ist für Verwaiste Eltern und Geschwister die Kluft größer zwischen ihnen und der Umwelt. Die Betroffenen fragen sich vielmehr, wie sie etwas von dem Licht, der Wärme und der Liebe dieses Festes spüren sollen, wo sie doch einen so schweren Verlust erlitten haben. Wie geht man mit einem Fest um, das so viel mit Geburt, Neuanfang und Leben zu tun hat, während in einem selber Schmerz, Wut und Verzweiflung herrschen? Wie kann ich mein Kind, meinen Bruder, meine Schwester oder mein Enkelkind in das Weihnachtsfest einbeziehen?
Gespräche mit verwaisten Eltern zeigen, dass es keine gültigen Antworten auf die Fragen oder einen richtigen Weg gibt, mit dem Verlust des Kindes gerade an Weihnachten umzugehen. Ob man Rituale, familiäre Traditionen fortsetzt oder eben gerade nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Vielleicht sind die Gedenkfeiern für verstorbene Kinder, die weltweit am zweiten Sonntag im Dezember abgehalten werden, ein Ort und eine Zeit, wo man mit anderen Betroffenen ins Gespräch kommen kann oder auch um Kraft und Trost zu erfahren. Wir wissen, wer trösten will, braucht die Erfahrung, selbst einmal getröstet worden zu sein. Sei es durch gute, lebendige sowie einfühlsame Worte in den Armen eines anderen oder im Gebet. Trost braucht auch gegenseitige, mittragende Zeugen, wenn einer dem anderen zuhört, seine eigene Angst und Ohnmacht aushält und zulässt. So wächst der Mut, auch Schmerz und Schuld in seiner Trauer zuzulassen und schwach sein zu dürfen. Nicht jeder drückt seine Trauer auf die gleiche Weise aus, doch in diesen Gedenkfeiern kann man eine gemeinsame Verbundenheit spüren und ich glaube, es wird die Hoffnung vermittelt, dass nicht alles aussichtslos ist, wie es uns oft scheint.
Unsere Gedenkfeiern bieten vielleicht die Chance, dass Weihnachten für einen kleinen leisen Moment für uns Verwaiste Eltern, Geschwister und Großeltern erträglicher sein wird und dieser Moment kann vielleicht für uns alle der kleine Funke Hoffnung sein, an den wir im neuen Jahr anknüpfen können.
Unsere Gedenkfeiern bieten vielleicht die Chance, dass Weihnachten für einen kleinen leisen Moment für uns Verwaiste Eltern, Geschwister und Großeltern erträglicher sein wird und dieser Moment kann vielleicht für uns alle der kleine Funke Hoffnung sein, an den wir im neuen Jahr anknüpfen können.
Holger Günther,
Trauerbegleiter und Notfallseelsorger
Strategien für das Weihnachtsfest
Die Zeit scheint still zu stehen, während die Menschen um uns herum, eifrig das Fest planen und Geschenke besorgen. Für Trauer scheint kein Platz zu sein zwischen den vielen Lichtern, dem Duft von Vanillekipferln und dem Gesang von Kinderchören. Wer trauert, fühlt sich als Außenseiter, als Spaßverderber, der den anderen mit seiner düsteren Stimmung das Fest vermiest.
Dabei ist man nicht alleine. Das zu erkennen, kann oftmals schon enorm helfen. Trauergruppen sind eine erste Anlaufstelle für Menschen, die akut unter Trauer leiden. Das Gespräch mit anderen hilft mit den eigenen Gefühlen besser umzugehen und zu reflektieren. Vielleicht kann man sich auch die eine oder andere Strategie zur Trauerbewältigung von anderen abschauen.
Zum Beispiel kann aktives Erinnern den seelischen Druck nehmen. Fotos ansehen, Geschichten austauschen oder das Lieblingsessen des Verstorbenen kochen hilft, das eigene Leben nicht zu vergessen und Trauer trotzdem zuzulassen. Dabei gilt es eine Balance zwischen dem Gestern und Heute zu finden.
Auch Traditionen können einen Ankerpunkt im Leben bieten, allerdings nur, wenn sie nicht als seelische Belastung empfunden werden. Wenn das gemeinsame Weihnachtsessen im Familienkreis Schweißausbrüche hervorruft und Sie Nachts nicht mehr schlafen lässt, dann ist es an der Zeit mit der Tradition zu brechen.
Vielleicht hilft Ihnen ein Kurzurlaub in eine Gegend, die gar nicht weihnachtlich ist. Oder Sie entscheiden sich dafür, bewusst alleine zu sein und die Zeit für Reflektion zu nutzen. Oder Sie finden Trost darin, anderen zu helfen und besuchen ein Altersheim oder betreuen Flüchtlinge.
Gleichgültig mit welcher Strategie Sie Weihnachten begegnen wollen, entscheiden Sie sich bewusst und planen Sie im vor hinein. Sie vermeiden damit, in ein tiefes Loch zu fallen und der Trauer hilflos ausgeliefert zu sein.
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung!
Holen auch Sie sich Ihren Lichtpunkt und setzen Sie ein Zeichen!
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