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14. November 2015


14.11.2015 oder auch 3.000 Tage ohne Dich und doch kein Tag ohne Dich in meinem Herzen!!

3.000 Tage oder anders: 8 Jahre, 2 Monate und 17 Tage oder auch 72.000 Stunden ohne Dich!

In der Nacht vom 27. auf den 28.08.2007 geschah es. Du gingst zu den Sternen ... Es geschah einfach so … Von einer Sekunde auf die andere war Dein junges Leben zu Ende und das meine zerbrach in tausend Teile.


Diese Nacht hat mein Leben komplett verändert, und ich dachte und war davon überzeugt, dass ich dieses Leben ohne Dich einfach nicht schaffen würde.


Ich ging zwar vom ersten Tag an wieder arbeiten, ich stand morgens auf, ging mit den Fellnasen spazieren und dann zur Arbeit, aber ich habe nicht wirklich gelebt … ich habe einfach nur funktioniert.


Wieder zu Hause angekommen, habe ich genau wie auf der Arbeit nur funktioniert und bin meinen so genannten Pflichten als Hausfrau nachgekommen. Ich war zwar körperlich anwesend, aber mehr auch nicht.


Meine Gedanken meine Gefühle … sie waren einfach nicht zu ordnen und alles um mich herum erschien mir so unrealistisch. Als wäre ich in einem Alptraum gefangen. Vergleichbar mit einem Leben unter einer Käseglocke! Ich bekam zwar alles mit, was um mich herum geschah und doch kam es nicht bei mir an! Ich war dabei und doch isoliert von allem und jedem um mich herum. 


Zu alledem kam der *Verlust der deutschen Muttersprache*! So lustig, wie sich das vielleicht liest … für mich war das ganz und gar nicht lustig. Egal, was ich versuchte zu erzählen, es war für mich schwer, mich so auszudrücken, dass Andere mich auch wirklich verstanden. Mitten im Satz waren die Worte weg und egal wie sehr ich mich auch anstrengte, einen vernünftigen Satz zu Stande zu bringen – es klappte einfach nicht. Außer einem Kauderwelsch kam nichts aus mir raus.


Die Einzigen, die trotz all meiner Probleme zu mir hielten, waren meine beiden Fellnasen Timmy und Nela und ich versuchte, die beiden Tag und Nacht an meiner Seite zu haben. Dennoch wurde mir das alles zu viel, ich wusste all das nicht mehr zu verpacken und in meiner Denkmurmel wuchs der Wunsch, für immer zu gehen …  


Peu à peu kaufte ich mir Schlaftabletten und Schmerztabletten und der Tag, an dem ich für immer gehen wollte, stand für mich so was von fest!!


Über all meinen Schmerz und meiner Sehnsucht nach Dir hatte ich alles um mich herum ausgeblendet und verfolgte nur noch das eine Ziel. Ich war sogar bereit, meine geliebten Fellnasen für immer zu verlassen, um endlich den Weg zu Dir anzutreten.


In der Nacht vom 28.11.2007 habe ich dann alles getan, um diesen Plan umzusetzen. Drei Monate lebte ich an diesem Tag ohne Dich in einer Welt, in der ich nicht mehr wirklich zurecht kam. In der ich mich nicht verstanden fühlte, überflüssig und ungebraucht … Und dann geschah etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Genau in dieser Nacht rief mich mein Bruder an und sagte
*Hey … Marion, ist alles OK bei Dir?!*

Ich beruhigte ihn und sagte, es wäre alles OK … und genau in diesem Moment wurde mir klar, was ich da gerade getan hatte. Ich riss mich zusammen und kroch auf allen Vieren zum WC. Auf dem Weg dorthin sah ich überall Katzen sitzen … Die Katze, die bei den Ägyptern als Beschützer der Seele gilt … Katzen, die es überhaupt nicht gab … 


Wie ich es geschafft habe, alles wieder aus mir raus zu bekommen, weiß ich nicht mehr … Ich wurde ohnmächtig und irgendwann am nächsten Tag auf dem Boden liegend wieder wach.


Nach dieser Nacht und dem Telefonat wurde mir klar, dass ich da etwas getan hatte, was nicht richtig war. Dass ich meiner Mom beinahe das Leid angetan hätte, was ich selbst kaum zu leben weiß. Selbst meine Fellnasen hätte ich verlassen und das, wo sie doch die Einzigen waren und sind, die mich jeden und jeden Tag so nehmen und genommen haben, wie ich bin. Mit Tränen und mit all meinem Schmerz! Die, die vom ersten Moment an immer an meiner Seite waren und mir all ihre Liebe geben … ohne Wenn und Aber … Sie hätte ich beinahe für immer verlassen!


Ich fing an, mir meinen *eigenen Glauben* zusammen zu basteln:

Jeder Mensch auf dieser Welt hat eine Aufgabe und wenn er diese Aufgabe erfüllt hat, dann wird er zu den Sternen gehen. Keiner von uns weiß, welche Aufgabe es ist und wie jung oder alt er sein wird, wenn er diese Aufgabe erfüllt hat. Wenn man sich seiner Aufgabe (aus welchen Gründen auch immer) durch Suizid entzieht, dann geht dieser Mensch einen *falschen Weg*. Dieser Weg führt einen aber nicht dorthin, wo all die Menschen sind, die man liebt und die man unbedingt irgendwann wieder sehen möchte.


Dieser *Glaube* hilft mir, den Gedanken des Suizids so weit von mir zu halten, dass ich so etwas nie wieder tun werde, weil ich möchte und werde alles tun,  um Dich irgendwann wieder zu sehen! Ein Wiedersehen, das uns die Chance geben wird, all die verlorene Zeit nachzuholen.


Ein Wimpernschlag von Dir, dort, wo Du jetzt bist, sind hier unten auf der Erde 10 Jahre. Das heißt, nach max. 2 oder 3 Wimpernschlägen von Dir werden wir uns wiedersehen. Und das genau so, wie wir uns zum letzten Mal gesehen haben. 


Ob es wirklich so ist … ich weiß es nicht! Aber mir hilft dieser Glaube/ Gedanke,  dieses Leben ohne Dich weiter zu leben und das egal, wie schwer es mir auch heute noch fällt.

Ja ... In all den Tagen ist es irgendwie *lebbarer* geworden, mit diesem Leben klar zu kommen, aber es tut nicht weniger weh. Als man mir damals sagte, dass das Leben ohne mein Kind irgendwann *lebbarer* wird, da habe ich nur geschaut und mit dem Kopf geschüttelt. Für mich war es einfach absolut unvorstellbar, dass dieser Schmerz und diese Sehnsucht nach Dir je erträglicher für mich werden würden.


Aber der Mensch ist und bleibt ein *Gewohnheitstier* und auch wenn es sich komisch liest … aber irgendwie trifft es auch auf die Trauer zu. Nicht dass man sich an den Schmerz gewöhnt (ich für meine Person werde mich nie an den  Schmerz gewöhnen), aber man lernt, besser damit umzugehen.


Davon abgesehen gibt es halt diese inzwischen drei wundervollen Fellnasen, die mich brauchen. Alle Drei liebe ich wie mein Leben. Sie kommen aus dem Tierschutz und ohne mich würden sie vielleicht nicht mehr leben. Noch mehr Grund für mich, nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen!!! Wer weiß …Vielleicht ist meine Aufgabe ja die, diesen drei wundervollen Wesen ein schönes Leben zu bereiten!!! Und glaube mir Janine!! Das tue ich, so gut ich es kann, von ganzem Herzen!!


Außerdem begann ich damit, mir Ziele zu setzen. Dinge zu erledigen, die ich Dir versprochen hatte oder Dinge zu machen, die Dich für immer auf eine ganz besondere Art mit mir verbinden würden.


Wir wollten uns z.B. immer einmal tätowieren lassen … Diverse Piercings waren auch angedacht und ein ganz großer Wunsch von Dir an mich war, dass ich irgendwann einmal ein Buch schreiben sollte. 


Bereits seit 1999 schreibe ich an meiner Homepage und Du hast meine Seiten immer gerne gelesen. Du warst so von meiner *Schreiberei* angetan, dass Du der Meinung warst, dass Deine alte Mom unbedingt mal ein Buch schreiben sollte. Und ich habe alles dafür getan und all meine Ersparnisse gegeben, um Dir diesen Wunsch zu erfüllen. Aus meinem Tagebuch … aus all meinen Briefen an Dich … habe ich ein Buch gestaltet und veröffentlicht mit dem Titel „Warum nur? Tagebuch einer verwaisten Mutter.“


Es gab aber noch einen Grund, warum ich den Mut und die Kraft auf mich genommen habe, dieses Buch unter allen Umständen zu veröffentlichen. Ich wollte den Versuch starten, anderen verwaisten Eltern klar zu machen, dass sie mit all ihren Gedanken an Suizid und einem Leben nach dem Tod, so wie vielen anderen Gedanken, nicht alleine sind.


So wie bei mir z.B. der ständige Blick in den Himmel … auf der Suche nach Zeichen von Dir … Dass dieser Blick normal ist und dass man da auf einmal Dinge sieht, mit denen man davor nie gerechnet hätte.


Manche denken vielleicht auch, dass ich verrückt bin!! Und irgendwie haben sie auch recht … Nur dass es eine besondere Art von *ver-rückt* sein ist!!! 


Was ich damit meine … Es ist … dieses Leben ist … Wie soll ich sagen? Wie soll ich es erklären?!?!


OK … Ich versuche es mal bildlich zu erklären … Man lebt seit 17 Jahren in einer Wohnung und man hat – außer der Farbe an den Wänden – nie etwas geändert. Aber dann, aus völlig unerklärlichen Gründen und von einer Sekunde auf die andere, wohnt man immer noch in der selben Wohnung … aber alle Möbel stehen auf einmal an einer anderen Stelle. Sie wurden  *ver-rückt*, und es fällt einem unendlich schwer sich in der eigenen Wohnung zurecht zu finden.


Und genau so war es auf einem mal mit meinem eigenen Leben. 


Alles um mich herum war/ ist wie immer … und doch ist alles ganz anders.


Gedanken sind anders, Gefühle sind anders und die *Antennen für Empfindungen* sind auf einmal ganz anders eingestellt!


Dinge, über die ich mich früher geärgert habe … sie ärgern mich nicht mehr.  Und wenn Kollegen z.B. über das Wetter schimpfen, dann frage ich mich nur, ob es nicht andere Probleme gibt?! Oder wenn sie darüber meckern, was ihre Kinder so angestellt haben … Dann denke ich mir immer nur *Hey! Die sind doch jung! Da macht man Fehler! Habt ihr denn nie Fehler gemacht??? Seit doch einfach froh und glücklich darüber, dass ihr Euch habt!!!* 


Wie gesagt … eigentlich ist alles so, wie es war, und doch ist alles ganz anders.


Tja … so ist das … Eben wusste ich nicht, was ich Dir schreiben kann und jetzt habe ich wieder so viele Gedanken in meiner Denkmurmel, dass ich wieder von Hölzchen auf Stöckchen komme und nicht weiß, wie ich all diese Gedanken  sortiert bekomme, um einen gut lesbaren Brief zu Stande zu bringen. Aber auch das kennst Du ja inzwischen von mir.


So mein Engel! Für heute höre ich auf zu schreiben. Deine alte Mom muss ins Bett und die Zwerge warten auch schon auf mich.


Vergiss bitte nie, wie sehr ich Dich liebe und das wird sich nie in meinen Leben ändern! 


Ich würde mein Leben für das Deine geben, wenn ich Dich dafür nur noch ein einziges Mal in den Arm nehmen dürfte … Dich riechen, Deine Wärme spüren und Deine Stimme hören!!! 


Ich liebe Dich so sehr!!!


Deine alte Mom

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